Was ist Open Access?

Open Access heißt erst einmal wörtlich "offener/freier Zugang". Hiermit ist der kostenfreie Zugriff auf Informationen, meist wissenschaftlicher Art, gemeint.
Dahinter steckt die Philosophie vom gemeinsamen Wissen, welche sich auch bei Wikipedia, als freies Lexikon, bei OpenStreetMap, der freien Weltkarte, Open Music, sprich kostenfreier Musik, bei Open Source Software / Freier Software und ähnlichen Projekten wiederfindet. Eine Person oder eine Gruppe von Personen erzeugt etwas, Bilder, Musik, Software, Forschungsergebnisse, Landkarten, etc. und stellt diese unter eine entsprechende Lizenz, welche auch verschiedene Optionen für den weiteren Umgang haben kann. Jeder kann nun auf diese Informationen zugreifen und sie miteinander kombinieren. Ein Beispiel: Ich kann Grafiken aus der Wikipedia recht einfach in einer eigenen Präsentation verwenden, sofern ich ein paar wenige bekannte Regeln der entsprechenden Lizenz beachte, z.B. "Namensnennung". Anschließend kann ich meine eigene Präsentation online ebenfalls unter einer freien Lizenz zur Verfügung stellen. Wenn jemand 1-2 Jahre später ein ähnliches Thema hat, kann er sich Textstellen und Grafiken aus verschiedenen freien Dokumenten zur Grundlage nehmen und sein Themenschwerpunkt in Ruhe bearbeiten, sofern er wiederum die Lizenz-Regeln beachtet. Dies war jetzt quasi der Wiederverwendungseffekt, den man im Studium doch schon ab und zu mal hat.

Ein weiterer Schwerpunkt von Open Access ist, dass überhaupt eine wissenschaftliche Arbeit kostenfrei (öffentlich) jedermann und jederfrau frei zugänglich gemacht wird. Bisher ist es im Bereich der Forschung oft so, dass ein Professor, welcher ja vom Staat / der Gemeinschaft der BürgerInnen bezahlt wird, seine Forschungsarbeit am Ende einem Verlag zur Veröffentlichung in einem Buch verkauft. Damit hat er eine weitere Einnahmequelle. Für alle und selbst für seine Hochschul-Bibliothek heißt es dann, dieses Buch / Wissen beim Verlag wieder auf Staatskosten für die Studierenden zu kaufen. Dies ist gängige Praxis!
Natürlich wollen sich die Profiteure dies auch nicht nehmen lassen. Allerdings zeigt sich, dass z.B. eine Zweitveröffentlichung ein Jahr später online auf der eigenen Webseite die Bekanntheit einer guten Arbeit steigert und somit auch eine Werbung für das Buch sein kann. Bisher ist dies aber nach den Bedingungen der Verlage nicht gewünscht. Hier wird beispielsweise über eine gesetzliche Möglichkeit / Freiheit für eine solche Zweitveröffentlichung debattiert.
Neben einer Veröffentlichung auf der eigenen Webseite ist aber die Bereitstellung im Datenbank-System der eigenen Hochschule, dem sogenannten Repository der Hochschul-Bibliotheken, eine einfache und effektive Freigabe. Hier können dann (Fach-) KollegInnen über verschiedene Such- und Filterfunktionen über viele Publikationen das entsprechende Werk finden.

Persönlich fände ich es sehr positiv, wenn unsere Professoren ihre Vorlesungs-Skripte, deren Urheber sie sind, unter einer freien Lizenz jedem frei anböten. Sicher würde dies zu einem gewissen Wettbewerb führen, aber auch zu besseren Lernunterlagen für alle.
Hierbei scheint allerdings ein Hauptproblem zu sein, dass viele bisherige Quellen für die Skripte selbst nicht frei sind, und somit die Lernunterlagen nur einem geschlossen Benutzerkreis im Rahmen von Forschung + Lehre zugänglich gemacht werden dürfen.

Eine kleine Untersuchung von 39 ProfessorInnen Webseiten des Fachbereichs MNI vom 23.11.2008 zeigt, dass die meisten Unterlagen im freien und standardisierten PDF Format vorliegen, nur wenige benutzen noch die proprietären MS Word oder MS PowerPoint Formate.
Beliebt ist es, den Download der Dateien mit Username und Passwort zu schützen, welches dann in der Vorlesung bekannt gegeben wird. Mit freien Lizenzen hat sich aber bisher kaum jemand befasst, so fand sich nur von einem Professor eine Skript unter der Creative Commons:

Datenbanken II Vorlesungsskript Fachhochschule Gießen-Friedberg, 2005, PDF, 2704 KB,
Stand 6.02.2005 von Burkhardt Renz unter der CC by-nc-nd (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung)

Nicht nur für die Skripte / Unterlagen von ProfessorInnen und ggf. Forschungs-Ergebnissen ist Open Access interessant, auch für die Arbeit von Studierenden z.B. bei kleinem / großem Seminar, Diplom- oder Bachlor-/Masterarbeit sollte die freie Lizenzierung und ggf. Ablage in der Hochschul-Bibliothek an Bedeuting gewinnen.

Die Fachhochschule Gießen-Friedberg hat sich nach Anfrage des AStA auch dem Aktionsbündnis "Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft" angeschlossen, welches sich mit der sich ständig wandelnden Urheberrechtslage befasst und zum 22. April 2009 sechs Wissensorganisationen, 365 Hochschulen, Verbände und Fachgesellschaften sowie über 7000 persönliche Unterzeichner für die gemeinsame "Göttinger Erklärung" eint.

Wenn Sie Fragen zu dem Thema Open Access / freie Lizenzen haben, seien Sie ProfessorIn oder StudentIn, sprechen Sie uns gerne an. Wir bemühe uns, Ihnen weiter zuhelfen und ggf. auch diesen Artikel gemeinsam zu verbessern.

Siehe auch:
Link+News-Sammlung zu "Open Access"
Open Music
AStA Ubuntu
Link-Sammlung Videos und Musik unter Creative Commons
Link-Sammlung kostenfreie eBooks

Benjamin Hagemann, April-September 2009

Nachtrag 30.09.2012
golem: Open Access - Freier Zugang zur Higgs-Forschung, "Der Großteil der Publikationen im Bereich Teilchenphysik wird ab 2014 kostenlos über das Internet verfügbar sein. Das haben zwölf Fachzeitschriften und ein vom Cern geführtes Open-Access-Konsortium vereinbart." - Man darf gespant sein, welche Folgen die Freigabe dieser Daten haben werden.

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